Es scheint schwierig zu sein: Die Frage zu beantworten, ob Berater eingesetzt werden sollen und wenn ja, aus welchen Gründen. Selbstredend gibt es große unternehmerische Freiheiten, und Unternehmen bzw. Unternehmer dürfen mit ihrem Geld so umgehen, wie sie es für richtig halten. In gewisser Weise gilt dies auch für Manager, denen Verantwortungen übertragen werden.

Aber manchmal scheint es, als würden gerade Beauftragungen von Beratern besonders kritisch beäugt werden. Dabei ist die absolute Honorarhöhe meist im Vergleich zu den sonstigen Geldflüssen eher vernachlässigbar und vermutlich nur selten der Stein des Anstoßes. Vielleicht reizen schon eher die Tagessätze einzelner Berater, um Neid zu erzeugen und sich auf die Suche nach Fehlverhalten zu machen.

Gründe, um einen Berater zu beauftragen

Kritik am Beratereinsatz kann man wohl am besten abwehren, wenn das Beratermanagement professionell erfolgt. Ein Baustein, den es zu beachten gilt, ist der Beauftragungsgrund. Gründe, um einen Berater zu beauftragen, gibt es viele. Die meisten lassen sich aber zusammenfassen. Im Folgenden werden drei eher gute beziehungsweise allgemein akzeptierte Gründe und drei eher kritische Gründe für einen Beratereinsatz skizziert.

Zu den eher schlechteren Gründen zählen der Einsatz als

• Sündenbock: Hierbei wird der Berater ins Haus geholt, um eine Entscheidung zu treffen beziehungsweise eine Entscheidung vorzubereiten, die dem Auftraggeber unangenehm ist. Später wird dem Berater die Verantwortung hierfür zugeschoben, und der Auftraggeber kann auf ihn verweisen und seine eigenen Hände in Unschuld waschen.
• Legitimator: Der Berater wird engagiert, damit er im Sinne eines Gefälligkeitsgutachtens eine bereits getroffene Entscheidung nochmals (beziehungsweise für Außenstehende: erstmals) empfiehlt oder sogar trifft. Er legitimiert also einen Vorgang, für den es betriebsintern nicht genügend Unterstützung gibt und verteilt eine Art Qualitätssiegel.
• Guru: Einen Guru oder einen Schamanen holen sich Auftraggeber in ihre Organisation, um ganz bewusst „Staub aufzuwirbeln“ und die Organisation von einer anderen Situation mit Hilfe von Nebenkriegsschauplätzen abzulenken.

Oft werden diese Gründe nicht explizit in einem Beauftragungsschreiben artikuliert; es liegt also eine „hidden agenda“ beim Auftraggeber vor.

Demgegenüber gibt es gute und weitestgehend akzeptierte Gründe für den Beratereinsatz. Sie lassen sich im Kern wie folgt skizzieren:

• Wissen beisteuern: Oftmals ist in Kundenorganisationen nicht genügend beziehungsweise nicht das richtige Wissen vorhanden. Hier können Berater mit Faktenwissen und Methoden-Know-how aushelfen.
• Ressourcen ergänzen: Berater werden durchaus eingesetzt, um dem Kunden kurzfristig Kapazitäten beizusteuern. Eine solche Funktion kann aus Kundensicht betriebswirtschaftlich sinnvoll sein.
• Entscheidungsdurchsetzung beschleunigen: Berater geben einem Veränderungsprozess häufig Drive. Sie gehen oftmals mit viel Elan an Projekte heran und haben eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit als interne Mitarbeiter.

Die Berücksichtigung dieser eher guten und Nichtberücksichtigung der eher schlechten Beauftragungsgründe garantiert natürlich noch keinen Projekterfolg. Aber sie kann dafür Sorge tragen, dass ein passender Weg eingeschlagen wird und von den Beratern und der Kundenorganisation keine atypische Arbeitsbeziehung eingegangen werden muss.

Bitte denken Sie mit: Welchen Gründen für einen Beratereinsatz begegnen Sie typischerweise? Welche Erfahrungen haben Sie mit (realen oder vorgeschobenen) Begründungen gemacht? Darf man wirklich so schwarz-weiß zeichnen?

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(ESV, uw)