Nach einer am 18.1.2022 veröffentlichten Zwischenbilanz konnten zwar insbesondere in der ersten Jahreshälfte aufgrund des niedrigen Vorjahresvergleichs und aufgrund von Nachholeffekten teilweise deutliche Zuwächse realisiert werden, dann aber zeichnete sich in der zweiten Jahreshälfte ein deutlich negatives Bild ab. Insbesondere der Mangel an Halbleitern strapazierte die weltweiten Lieferketten. Daneben machen Knappheiten bei weiteren Vorprodukten und Rohstoffen sowie steigende Preise für Energie und Logistik der Industrie zu schaffen.

Rückgänge in Europa und insbesondere in Deutschland

Von den drei größten Absatzregionen musste im Gesamtjahr 2021 einzig Europa (EU27, EFTA sowie UK) einen Rückgang hinnehmen. In den USA und in China legte der Absatz hingegen leicht zu. Da auf dem europäischen Pkw-Markt im Jahr 2021 knapp 11,8 Millionen Neufahrzeuge (und damit circa 2 Prozent weniger als im Vorjahr) zugelassen wurden, steht eine Erholung von den pandemiebedingten Rückgängen in Europa somit noch aus.

Die fünf größten Einzelmärkte entwickelten sich im abgelaufenen Jahr unterschiedlich: In Italien wurde ein Plus von knapp 6 Prozent realisiert, in Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich wurde ein geringer Zuwachs erzielt (jeweils +1 Prozent). In Deutschland wurden hingegen 10 Prozent weniger Pkw zugelassen als im Vorjahr. Zum Jahresende musste der europäische Gesamtmarkt nochmals Einbußen hinnehmen: 950.200 neuzugelassene Pkw im Dezember bedeuten einen Rückgang um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Investitionen in FuE

Gegensteuernd war am 28.12.2021 seitens des VDA angekündigt worden, dass die Hersteller und Zulieferer der deutschen Automobilindustrie von 2022 bis 2026 insgesamt 220 Milliarden Euro in FuE investieren wollen – in Elektromobilität inkl. Batterietechnik, Digitalisierung und andere Forschungsfelder. Damit investiert die deutsche Automobilindustrie in diesem Zeitraum jährlich rechnerisch rund 44 Milliarden Euro. Das ist mehr als die Bundeshaushalte für Wirtschaft und Energie (10,6 Milliarden Euro), für Bildung, Forschung inkl. der Raumfahrt (20,2 Milliarden Euro) und für internationale Zusammenarbeit (10,8 Milliarden Euro) zusammen in diesem Jahr auszugeben planen.

„Die Innovationskraft der Unternehmen der deutschen Automobilindustrie ist weltweit einzigartig. Mit den Rekord-Ausgaben für Forschung und Entwicklung demonstriert die Branche ihre Entschlossenheit, die Transformation zu einer internationalen Erfolgsgeschichte zu machen. Die großen Investitionen sind Ausdruck unseres Willens, schnellstmöglich klimaneutrale Mobilität zu ermöglichen“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die Mission Klimaneutralität sei neben der Digitalisierung eine Jahrhundertaufgabe und eine enorme Chance.

Deloitte Restructuring Report 2021: In welchen Branchen wird eine Restrukturierungswelle erwartet?

Dennoch ist mit einer zunehmenden Anzahl der Restrukturierungsfälle zu rechnen, insbesondere im Automotive-Bereich. Näheres hierzu und zu weiteren Details lesen Sie hier in einer Deloitte-Studie: Deutliche konjunkturelle wie auch strukturelle Herausforderungen werden in der Automobilindustrie erwartet, bedingt durch hohen Investitionsbedarf, operative Schwächen und ein schwieriges Refinanzierungsumfeld. Hier wirkte die Pandemie als Brandbeschleuniger für eine Branche, die nicht zuletzt mit einem sich fundamental verändernden Markt sowie Post-Brexit-Umsatzeinbußen, Elektrifizierung und Dieselaffäre zu kämpfen hat, so der Deloitte-Studienleiter Dr. Thomas Sittel.

Mögliche Lösungsoptionen für Krisenunternehmen sehen die Befragten in einer deutlichen Zunahme von M&A-Transaktionen sowie Abwicklungen im Vergleich zu operativen und finanziellen Restrukturierungen. Als Grund hierfür wird von den Befragten eine erhöhte Komplexität von Restrukturierungen genannt. Derzeit werde ein verstärktes künstliches „Am-Leben-Halten“ von Unternehmen sowie eine zunehmende Anzahl von Stakeholdern mit unterschiedlichen Interessenslagen in Restrukturierungsfällen beobachtet. Insgesamt sehen 64 Prozent der Befragten Konflikte unter Stakeholdern als einen wesentlichen Grund für das Scheitern einer Restrukturierung. 

Was sind aus Ihrer Erfahrung im aktuellen Umfeld die wesentlichen Ursachen für das Scheitern einer Restrukturierung?

Umsatzplanung nicht erreicht (71 Prozent) Uneinigkeit bei Stakeholdern (64 Prozent) Zu ambitionierte Zeitplanung (33 Prozent) Working-Capital-Ziel nicht erreicht (26 Prozent) Einsparungen der Personalkosten nicht eingehalten (22 Prozent) Höhere Investitionen als geplant (16 Prozent)

(Quelle: Restructuring Report, Deloitte)

Tipp: Transformation des Geschäftsmodells

Im Deloitte Restructuring Report wird betont, dass die Restrukturierungen selbst oftmals zu kurz greifen, weil eine erforderliche Transformation des Geschäftsmodells meist ausbleibe – helfen könnte die Lektüre des Beitrags von Werner/Michailov über wertorientiertes Geschäftsmodell-Redesign ab S. 5 im soeben erschienenen Heft 01/2022 der KSI.

Krisen-, Sanierungs- und Insolvenzberatung Herausgeber: Peter Depré Chefredakteur: Dr. Hans-Jürgen Hillmer Herausgeberbeirat: Prof. Dr. Markus W. Exler Rettung statt Liquidation Unternehmenskrisen entstehen fast nie plötzlich oder durch eine einzelne Fehlentscheidung. Meist sind sie das Ergebnis vielschichtiger Probleme. Das frühzeitige Erkennen drohender Krisen, eine umfassende Ursachenanalyse und rechtzeitiges Gegensteuern werden so zu Schlüsselkompetenzen erfolgreicher Krisen-, Sanierungs- und Insolvenzberatung. Setzen Sie auf Früherkennung und Krisenprävention. Werden Sie aktiv, wenn es noch Handlungsspielraum gibt. Die KSI bietet Ihnen fundierte Beiträge zu bewährten Analysemethoden und informiert über neueste fachliche Tendenzen: Exzellentes Praxiswissen für vorausschauende Entscheidungen und ein versiertes Vorgehen in Krisen-, Insolvenz- und Sanierungsfällen. Fallstudien und Arbeitshilfen Die Rubrik „Praxisforum“ unterstützt Sie mit aktuellen Best Practices, nützlichen Umsetzungstipps und Checklisten. Mit der Rubrik „Report“ behalten Sie aktuelle Rechtsprechung und neue gesetzliche oder organisatorische Erfordernisse im Blick. Neueste Literatur, kommende Veranstaltungen und interessante Branchennews finden Sie im „Service“. Testen Sie die KSI doch einmal kostenlos und unverbindlich.

(ESV, uw)