Zwar gehen deutsche mittelständische Unternehmen den Klimaschutz aktiv an. So arbeiten 71 Prozent der Unternehmen an der energetischen Sanierung ihrer Gebäude, 63 Prozent der produzierenden Unternehmen entwickeln aktuell Produktionsverfahren, die schad- und treibstoffarm sind. Doch nur 40 Prozent der Unternehmen haben bisher eine ausformulierte Strategie, wie sie ganz konkret dem Klimawandel begegnen wollen. Und nur 11 Prozent wollen die Klimastrategie als Basis für ihre Geschäftsstrategie nutzen. Dennoch siedeln fast zwei Drittel die Verantwortung für Klimaschutz auf der Ebene des Vorstands und der Geschäftsführung an.
Diese mittelstandsorientierten Ergebnisse wurden im Rahmen einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch und der Leuphana Universität Lüneburg erhoben. Der in Lüneburg zuständige Professor Dr. Patrick Velte, der die Untersuchung wissenschaftlich begleitet hat, kommentiert: „Eine erfolgreiche Klimatransformation muss auch eine Anpassung des Geschäftsmodells und der damit einhergehenden Produkte und Dienstleistungen nach sich ziehen. Im anderen Fall bestehen die Risiken einer symbolischen klimabezogenen Unternehmenskommunikation, einer verfehlten Klimaneutralität bis 2045 und der Nichterreichung des 1,5-Grad-Ziels.“
Es stellt sich die Frage, ob die mittelständischen Unternehmen nun auf einem guten Weg oder noch auf einer Nebenstrecke sind. Hierzu führt Steffen Puhlmann von FTI-Andersch aus, dass 40 Prozent der befragten Unternehmen eine ausformulierte Strategie haben, wie sie ganz konkret dem Klimawandel begegnen wollen. An der Finanzierung von zertifizierten Klimaschutzprojekten arbeiten 40 Prozent, um die eigenen Emissionen zu kompensieren. Da das aber auch bedeutet, dass weniger als die Hälfte bisher über eine Klimastrategie verfügen, warnt Puhlmann, dass „die Mittelständler aufpassen müssen, dass sie sich nicht mit einer zu großen Zahl an Einzelmaßnahmen verzetteln“. 52 Prozent der Mittelstandsunternehmen haben ausgesagt, aktuell eine eigene Klimastrategie zu entwickeln.
In der Studie wurde festgestellt, dass 61 Prozent der Unternehmen einen Verantwortungsbereich für ESG (Environmental, Social, Governance) und Klimafragen auf Ebene des Vorstands und der Geschäftsführung geschaffen haben, etwa einen Chief Sustainability Officer (CSO – Beauftragter für Nachhaltigkeit). Nachhaltigkeitsausschüsse im Aufsichtsrat oder Beirat sind dagegen bislang selten. Die personelle Zuordnung von Klimaexpertise entweder bei einer Person oder einem Ausschuss im Vorstand sowie im Aufsichtsrat und Beirat kann aber für Patrick Velte nur der erste Schritt zur Institutionalisierung von Nachhaltigkeitskompetenz in der Unternehmensführung und -aufsicht sein: „Langfristig müssen alle Gremienmitglieder die entsprechende Kompetenz aufbauen.“
Die Forsa-Umfrage ist eingebettet in die Studie „Climate Governance 2023“ und hier abrufbar.
Praxisleitfaden unternehmerischer KlimaschutzAutorin: Katharina Völker-LehmkuhlKlimaschutz als eine der größten Aufgaben unserer Zeit fordert Unternehmen beispiellos heraus. Manche Betriebe sind schon gesetzlich zu emissionsmindernden Maßnahmen verpflichtet, viele möchten freiwillig mehr tun, um interne Strukturen, Prozesse und Entscheidungen klimaverträglich auszurichten.
In vier Schritten zu einer effektiven Klimaschutzstrategie und Win-win-Situationen für Klima und Unternehmen, die statt Verboten auf positive Motivation setzen. |
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