Sie haben sowohl Einblicke in die Welt der Berater als auch der Verwalter gewinnen können. Was genau sind Ihre Erfahrungen in beiden Bereichen?
Prof. Dr. Thomas Deelmann: Eine Erfahrung überwiegt: In beiden Bereichen arbeiten total nette und engagierte Menschen. Das klingt trivial und naheliegend, aber so oft, wie über die einen oder die anderen geschimpft und gemeckert wird, muss man das einfach nochmal sagen. Und dann ist das gegenseitige Verständnis wichtig. Das ist ja auch ein Ziel des Buches: Einen kleinen Einblick in die jeweilige „andere Welt“ bieten. Hier ist es hilfreich zu wissen, welche Ziele die beiden Bereiche verfolgen. Die Berater arbeiten für ihren Gewinn. Die Beamten für das Gemeinwohl. Wenn man sich dies vergegenwärtigt, werden viele individuell gemachten Erfahrungen schneller nachvollziehbar.
Mit welchen Klischees haben beide Berufsgruppen zu kämpfen?
Da gibt es so viele. Aber ich gebe gerne ein Beispiel: Berater sind arrogant, Verwalter sind faul. Und damit greife ich natürlich ganz tief in die Klischeeschublade. Obwohl: Ein Körnchen Wahrheit ist da bestimmt dran … Aber Spaß beiseite: Mittlerweile glaube ich, die ganzen Vorurteile und Klischees werden gehegt, gepflegt und auch geliebt – einfach nur, weil es die Tradition ist und ohne sie hin und wieder auf den Prüfstand zu stellen. Tatsächlich ist die öffentliche Verwaltung so vielfältig, dass es nicht nur „die eine“ Beamtin gibt. Und die Beratungsbranche ist in den vergangenen Jahren so stark gewachsen und hat sich so stark differenziert, dass auch hier eine gehörige Portion Folklore im Umlauf ist, die mit der Arbeitsrealität vieler Consultants nur noch wenig zu tun hat.
In welchem Umfang werden Verwaltungen in Deutschland von Beratungen unterstützt?
Der öffentliche Sektor hat im vergangenen Jahr rund 4,4 Milliarden Euro für Consultants ausgegeben. Das ist ungefähr doppelt so viel, wie noch vor zehn Jahren. In diesem Jahr könnten es sogar fünf Milliarden Euro werden – Tendenz steigend. Um das greifbarer zu machen: Mit ein wenig Rechnerei lassen sich die Ausgaben des vergangenen Jahres in gut 20.000 Beraterinnen und Berater übersetzen, die hier Tag für Tag aktiv sind. Das wiederum entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Städten wie Husum, Xanten oder Starnberg.
Welche typischen Fallstricke und Herausforderungen gibt es bei der Zusammenarbeit von Verwaltungen und Beratungen?
Den einen Fallstrick gibt es nicht und die Herausforderungen sind total vielfältig. Der größte Teil meines Buches zeigt ja Hindernisse auf und Möglichkeiten, sie zu überwinden. Für Berater habe ich sie in Vertrieb, Delivery und interne Steuerung gruppiert. Für Verwaltungen boten sich dafür die Phasen vor, während und nach einem Projekt an. Aber es gibt einen Tipp, der sich an beide Seiten richtet, eine Menge Stolpersteine umgeht und einige Skandale und Affären der Vergangenheit vermieden hätte. Die goldene Regel lautet: Nichts machen, von dem man nicht möchte, dass es morgen in der Zeitung steht – oder in einer Stunde auf Twitter zirkuliert.
Wie können Verwaltungs- und Beratungs-Mitarbeiter ihre Zusammenarbeit verbessern?
So verschieden die beiden Gruppen sind, so ähnlich sind die Wünsche, Empfehlungen und Ratschläge, die an die jeweils andere Seite gerichtet werden. Wenn ich mit Beratern spreche, dann heißt es oft, die Verwaltung täte gut daran zu verstehen, wie die Dienstleistung funktioniert. Aus Verwaltungen höre ich, dass die Consultants den öffentlichen Sektor besser verstehen müssen. Wenn beide Seiten also ein wenig professioneller im Umgang miteinander werden, dann ist schon einiges gewonnen.
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VerwaltungsberatungAutor: Prof. Dr. Thomas DeelmannDer öffentliche Sektor ist einer der größten Nachfrager von Consulting-Leistungen in Deutschland. Thomas Deelmann zeigt in seinem neuen Buch Wege, wie sich Verwaltungsberatung als erfolgreiche Zusammenarbeit gestalten lässt. Er stellt anschaulich die beteiligten Perspektiven vor und ermöglicht viele gegenseitige Einblicke.
Interviews mit Consultants und Kunden bieten konkrete Empfehlungen, wie die Arbeit in der und mit der Verwaltungsberatung zu beiderseitigem Gewinn gelingt. |
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