Das europäische Wirtschaftsmodell fußte bislang auf vergleichsweise günstigen Rohstoffen und günstiger Energie. Die Rohstoffe wurden dann wiederum für die Produktion und den Export genutzt. Wohlstand wurde somit gesichert und das Wirtschaftswachstum angekurbelt. Doch das Risiko, dass ein günstiger Import irgendwann nicht mehr möglich sein könnte, wurde nicht entsprechend einkalkuliert. Die Konsequenzen spüren wir jetzt. Die aktuelle Situation zeigt, dass derartige Abhängigkeiten in Krisenzeiten zu Handlungsunfähigkeiten führen.

Wie kann es Unternehmen in Zeiten der Neuformierung der weltweiten Wertschöpfungs- und Wirtschaftsordnung gelingen, sich einen Erfolg versprechenden Platz zu sichern? Folgende strategische Säulen werden ausschlaggebend sein:

• Dynamische Kompetenzen sind das Potenzial, wenn es darum geht, das Unternehmen gezielt weiterzuentwickeln und dabei die Ressourcenbasis anzupassen. Es geht dabei vor allem um das Wechselspiel zwischen Stabilisierung und Dynamisierung. Das Ergebnis von effizient gesteuerten Strategien ist zum Beispiel eine wertvolle Innovation. Dabei gewinnt die Vermeidung von Abhängigkeiten von Rohstoffen und Verarbeitungsprozessen immer mehr an Bedeutung.
• Wo ein Wille, da eine Innovation. Der Mensch ist – neben der Ressource Zeit – der Erfolgs- und Innovationsfaktor Nummer 1. Viele denken erst über die Zukunft nach, wenn sie in der Gegenwart Probleme haben. Das ist zu spät. „Die Zukunft lässt sich am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet“, stellte der amerikanische Informatiker Alan Curtis Kay fest. Dies zu beherzigen, erfordert eine neue Führungskompetenz, denn Betriebe sehen sich mit einer fortlaufenden Anpassungskultur konfrontiert.
• Plane mit dem Unplanbaren. War in der Vergangenheit vor allem der starke Wettbewerb ein wichtiges Kriterium, das über den Erfolg eines Unternehmens entschied, kamen insbesondere in jüngerer Vergangenheit verstärkt scheinbar unberechenbare Faktoren hinzu. Dabei sollte uns nicht erst aufgrund der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine bewusst sein, wie sich Störungen in Wertschöpfungsketten auf die Wirtschaft auswirken. Das Risikomanagement sollte dementsprechend nicht auf punktuelle und situative Risiken, sondern als kontinuierlicher Prozess mit Weitblick ausgerichtet sein. Risiken zu identifizieren und zu akzeptieren ist wichtig, um Strategien entwickeln und dynamische Prozesse in Gang setzen zu können.

Anstelle kurzfristiger Schnellschussreaktionen sollte die kontinuierliche Agilität, Offenheit und Wandlungsbereitschaft in den Fokus der unternehmerischen Entwicklung rücken. Digitalisierung folgt der Logik der gefühlten Individualisierung und stellt damit das Konstrukt Mensch in den Mittelpunkt sämtlicher Innovationen. Der Weg dahin erfordert eine fortwährende und strategische Weiterentwicklung der Unternehmensstrategie.

(ESV/fab)

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