Rezensiert von: ZUb-Redaktion
„David gegen Goliath", oder Goliath gegen David? Längst – so scheint es – verschwimmen die Grenzen zwischen Groß und Klein. Per Definition kleine Unternehmen können quasi über Nacht zu Weltmarktführern werden und Unternehmen, die per Definition als „groß“ bezeichnet werden, können ebenso schnell über Nacht von der Bildfläche verschwinden. Zugleich zeigt sich – mit Blick zurück auf die vergangenen Jahre – dass Größe – wie auch immer definiert – längst nicht mehr das Maß aller Dinge ist. Viele „kleine“ Unternehmen sind gerade deswegen erfolgreich, weil sie klein sind und – fast noch wichtiger – auch klein bleiben wollen. Auch große Unternehmen wollen nicht unbedingt weiter wachsen. Die Hybris des Volkswagen-Konzerns – mit aller Macht zum weltweit größten Automobilhersteller aufzusteigen – zeigt mit aller Deutlichkeit, wohin falsch verstandene Größe führen kann.
Doch was macht kleine Unternehmen erfolgreich und – auch die Frage muss erlaubt sein – sind sie es überhaupt? Wie lange können sich kleine Unternehmen noch im Wettbewerb behaupten und – last but not least – worüber reden wir überhaupt, wenn wir von „kleinen Unternehmen“ sprechen? Diesen Fragen stellen sich neben den Herausgebern Heinz K. Stahl und Hans H. Hinterhuber insgesamt 17 Experten aus Wissenschaft und Praxis. Gemeinsam exemplifizieren sie Handlungs- und Entscheidungsräume, Ideen und Konzepte und Methoden um zu ergründen, was kleine Unternehmen so erfolgreich macht bzw. erfolgreich machen kann.
Aufbau
Insgesamt umfasst der Band 16 Beiträge. Der erste Beitrag von Eva May-Strobl und Friederike Welter setzt sich einleitend mit den Begrifflichkeiten auseinander: Wer zählt noch zum Mittelstand, was ist ein Familienunternehmen und welches Unternehmen lässt sich unter dem Konstrukt kleine und mittlere Unternehmen – kurz KMU – noch subsumieren?
Im zweiten Beitrag geht Heinz K. Stahl der Frage nach, ob die Rolle des Managers und die des Unternehmers überhaupt zu vereinbaren sind, wohingegen Hans H. Hinterhuber einen Blick auf die aktuellen Unternehmertypen wirft. Welche Vorteile ein Beirat – gerade für Familienunternehmen – haben kann, zeigt Horst Kappel im vierten Beitrag auf.
Welche Strategien sich für kleine und mittlere Unternehmen eignen, um im Wettbewerb zu bestehen, beantworten die weiteren Beiträge. Dominik Burger und Urs Fueglistaller gehen der Frage nach, wie sich KMU wirkungsvoll differenzieren können, Kathie Hyslop und Herbert Neubauer wiederum ergründen die Innovationsfähigkeiten von KMU und Hans H. Hinterhuber beschäftigt sich in seinem zweiten Beitrag in diesem Band mit der Frage, wie KMU in der Nische erfolgreich sein können. Mit dem Thema Kooperation setzt sich in Beitrag acht Heinz K. Stahl und Christof Rissbacher auseinander. Kooperationen, so ihr Befund, können eine erhebliche Hebelwirkung entfalten, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen.
Mit einem – gerade für KMU – immer wichtiger werdenden Thema setzen sich Dietmar Rössl, Isabella Hatak und Sabine Staudinger auseinander: dem Wissenstransfer bei einer Unternehmensübergabe. Hier nichts dem Zufall zu überlassen, ist ihr Appell an die Unternehmen, die kurz vor einem Führungswechsel stehen. Ein weiteres wichtiges Thema betrifft die Fähigkeit von Unternehmen, gutes und geeignetes Personal zu finden, aber auch zu halten. Stichwort ist hier „Employer of Choice“. Wie Unternehmen es schaffen, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, zeigt Heinz K. Stahl anhand zweier Fallbeispiele auf. Sein Fazit: Beim Thema Attraktivität kommt es nicht immer auf die Größe an.
Mit dem Thema Finanzierung setzten sich Axel Rink und Alexander Cielek in ihrem Beitrag auseinander. Wie auch mit wenig Budget gutes Marketing betrieben werden kann, zeigt Alexander Deseniss. Sein Tipp: Fokussierung auf bestimmte Produkte, Kundengruppen oder geographische Räume. Ein weiterer Weg um Aufmerksamkeit zu erzeugen, ist das Thema Social Media. Welche Chancen hier gerade für KMU liegen, zeigen Isabella Hatak und Konstantin Kremslehner auf.
Auch beim Thema Preisbildung liegen Chancen und Risiken für KMU dicht beieinander. Evandro Pollono plädiert daher für eine wertorientierte Preisstrategie, die ganz klar den Nutzen des Kunden in den Mittelpunkt stellt.
Ein weiteres wichtiges Differenzierungsmerkmal für KMU bietet das Thema Mitarbeiterführung, so Heinz K. Stahl im 15. Beitrag. Seine These: Bilder bieten Führungskräfte die Möglichkeit, die Komplexität, mit denen sich KMU konfrontiert sehen, zu reduzieren, wie er anhand von Leitbildern, Vorbildern und Menschenbildern aufzeigt.
Anstelle eines Fazits schließt der Band mit einem Dialog zwischen dem Mitbegründer des Heidelberger Instituts für systemische Führung, Hans Rudi Fischer, und Heinz K. Stahl. Thema: Ambivalenz. Wie können KMU im „Dazwischen“– dem Raum absoluter Unsicherheit und Sicherheit – erfolgreich operieren?
Fazit
Die Fülle der Beiträge und die dabei betrachteten Aspekte spiegeln die Herausforderungen wieder, denen sich gerade KMU stellen müssen. Tun sie das aber selbstbewusst und offensiv, eröffnen sich vielseitige Vorteile, die sie im Wettbewerb erfolgreich bestehen lassen. Aufgrund der vielfältigen Ideen, die in dem Buch vorgestellt werden, bietet der Band auch für KMU-Berater wichtige Ansatzpunkte für die tägliche Beratungspraxis.
Gegenüber dem ersten Band, der 2003 erschienen ist, ist der Band eine evolutionäre Weiterentwicklung, was sich sowohl an der Auswahl der Beiträger als auch an der Ausrichtung der Beiträge selbst widerspiegelt. Schade – und als Anregung für die kommende Ausgabe zu verstehen – ist die Aufgabe der Gliederung in Kapitel als auch das fehlende Register.
Um unseren Webauftritt für Sie und uns erfolgreicher zu gestalten und
Ihnen ein optimales Webseitenerlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Das sind zum einen notwendige für den technischen Betrieb. Zum
anderen Cookies zur komfortableren Benutzerführung, zur verbesserten
Ansprache unserer Besucherinnen und Besucher oder für anonymisierte
statistische Auswertungen. Um alle Funktionalitäten dieser Seite gut
nutzen zu können, ist Ihr Einverständnis gefragt.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Notwendige | Komfort | Statistik
Bitte wählen Sie aus folgenden Optionen: