Deloitte: „European Powers of Construction“-Report
Die europäische Baubranche befindet sich im Aufschwung – so der zwölfte „European Powers of Construction“-Report von Deloitte. Der positive Trend soll auch in den kommenden Jahren anhalten.
Die europäische Baubranche kämpft sich langsam, aber stetig aus der Krise heraus. Auch im Jahr 2014 konnte das moderate Wachstum aus dem Vorjahr fortgesetzt werden. Zudem ziehen die Investitionen weiter an, so das Ergebnis des zwölften „European Powers of Construction“-Reports: Lag der Anstieg 2014 noch bei 0,8 Prozent, gehen die Experten von Deloitte in diesem Jahr von einem Wachstum von 2,1 Prozent aus. Für 2016 erwarten die Experten sogar einen Anstieg von insgesamt 3,5 Prozent. Von der positiven Entwicklung profitiert auch der Arbeitsmarkt. „Erstmals seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise werden in der Europäischen Union wieder mehr Arbeitsplätze im Bausektor geschaffen“, so Franz Klinger, Partner Real Estate bei Deloitte.
Top 10 der umsatzstärksten Baukonzerne
Mit Blick auf die Umsätze dominieren in Europa weiterhin spanische und französische Konzerne das Feld. Auf Platz eins konnte sich der französische Konzern Vinci SA mit 38,7 Milliarden Euro wieder vor dem spanischen Konkurrenten ACS SA mit rund 34,9 Milliarden Euro behaupten. Neu in der Top 10 sind das spanische Unternehmen Ferrovial und die niederländische Koninklijke BAM Groep. Der Grund: Die deutsche Hochtief AG und die französische Colas SA werden ab diesem Jahr als Teil ihrer Muttergesellschaften ACS und Bouygues geführt.
Internationalisierung und Diversifizierung
Die Unternehmen hielten auch im vergangenen Jahr ihre Expansionsstrategie fest – und das durchaus mit Erfolg. 2014 erwirtschafteten die Top-20-Baukonzerne im Durchschnitt 52,1 Prozent ihrer Leistung außerhalb ihres Heimatmarktes. Die Folge: Der Internationalisierungsgrad hat im Vergleich zu 2010 um 8 Prozentpunkte zugelegt. Nur wenige Unternehmen haben sich in dieser Zeit aus ausländischen Märkten zurückgezogen.
Auch der Trend zur Diversifizierung der Geschäftsbereiche hält weiter an – auch wenn das Bild hier nicht so eindeutig ist. Zwar haben die Top 20 im vergangenen Jahr 26 Prozent ihrer Leistungen außerhalb des klassischen Baugeschäfts erbracht, was gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg bedeutet. Im Fünfjahresvergleich ist die Quote allerdings leicht rückläufig. Ursache hierfür sind die unterschiedlichen strategischen Ausrichtungen der einzelnen Marktteilnehmer. Während für einen Teil das Baugeschäft nur mehr eines von mehreren Geschäftsfeldern oder nur noch einen Randaspekt darstellt, fokussieren sich andere wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft.
Diversifizierung lohnt sich
Die Top-20-Konzerne können – insgesamt betrachtet – für das Jahr 2014 auch einen Margenanstieg um 30 Basispunkte auf 5,0 Prozent verbuchen. Allerdings beruht dieser nicht auf das Kerngeschäft – hier sind die Margen sogar leicht rückläufig – sondern aus anderen, baufernen Segmenten. Keinen Einfluss auf die Marge hat der Internationalisierungsgrad der einzelnen Unternehmen. Hingegen zeigt der Deloitte-Report einen Zusammenhang zwischen Diversifizierung der Geschäftsfelder und der Verschuldungsquote der Unternehmen: Je größer die Diversifizierung desto höher beläuft sich auch die Verschuldung
Gestiegen sind auch die Gewinne der Top-20. Hier beläuft sich das Wachstum auf 26,6 Prozent auf nunmehr rund 5,9 Milliarden Euro. Den höchsten Gewinn konnte Vinci verbuchen, gefolgt von Bouygues und ACS. Vier Unternehmen schreiben hingegen sogar Verluste.
Weltweit nur Mittelfeld
Weltweit betrachtet spielen die europäischen Branchenprimusse allerdings nur im Mittelfeld. International dominieren weiterhin die Konkurrenten aus China, allen voran die China State Construction Engineering Corporation. Die chinesische Nummer eins, die in mehr als 20 Ländern aktiv ist, hatte 2014 einen Umsatz von mehr als 70 Milliarden Euro.
Allerdings sind die außereuropäischen Baukonzerne im Durchschnitt weniger international aufgestellt. Auch ist die Verschuldung höher, bei ähnlichen Margen und Diversifizierungsgraden.
Als Fazit hält Klinger fest: „Das derzeitige Wachstum der Branche geht auch mit höheren Schulden einher. Die Konzerne setzen wieder vermehrt auf Internationalisierung und seltener auf Diversifizierung. Nach den Krisenjahren der jüngeren Vergangenheit sollten Unternehmen das Risiko ihrer jeweiligen Strategie jedoch genau prüfen, um sich zukünftig behaupten zu können.“
Weitere Informationen zum „European Powers of Construction“-Report 2015 finden Sie auf den Seiten von Deloitte. Dort können Sie auch die gesamte Studie herunterladen.