PwC-Studie: „Auf einem Auge blind“
Unternehmen sind nur unzureichend auf den demografischen Wandel vorbereitet. Neben dem Fachkräftemangel haben sie ihre Geschäftsfelder noch nicht an die neuen Realitäten angepasst, so die aktuelle PwC-Studie zum Thema demografischer Wandel.
Der demografische Wandel in Deutschland ist nicht mehr rückgängig zu machen. Die „Fehler“ sind bereits in der Vergangenheit gemacht worden. Jetzt gilt es, die richtigen Schlüsse aus den Konsequenzen zu ziehen, um die Folgen soweit wie möglich abzufedern. Neben den notwendigen Entscheidungen auf dem Arbeitsmarkt – Stichwort Fachkräftemangel – müssen die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle radikal umstellen, so das zentrale Ergebnis der PwC-Studie: „Auf einem Auge Blind – Unternehmen unterschätzen den demographischen Wandel“. Der Grund: Die Kunden werden nicht nur immer älter sondern gleichzeitig auch immer weniger!
Unternehmen reagieren zu zögerlich auf den demografischen Wandel
Die Unternehmen nehmen – trotz aller Voraussagen – den demografischen Wandel und deren Folgen noch immer nicht ernst. 90 Prozent der Unternehmen erwarten zwar starke Auswirkungen, diese aber erst in sieben bis zehn Jahren. Noch erschreckender: Laut der Studie haben 20 Prozent der befragten Unternehmen noch keinerlei Maßnahmen getroffen, um auf den demografischen Wandel zu reagieren.
Laut Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, Sprecher des Vorstands von PwC Deutschland, wissen zwar die meisten, dass „der demografische Wandel auch an ihnen nicht spurlos vorübergehen wird.“ Allerdings fokussieren sie sich zu „einseitig auf Personalfragen und unterschätzen die Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell“. Nur 69 Prozent der Befragten haben sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Zielgruppen und deren Bedürfnisse beschäftigt. Die Unternehmen, die ihre Geschäftsfelder nicht den neuen demografischen Gegebenheiten anpassen, werden es laut Winkeljohann in Zukunft schwieriger haben, denn die „Nachfrage nach Dienstleistungen und Produkten wird sich mindestens ebenso dramatisch verändern wie der Arbeitsmarkt“.
Alle Geschäftsfelder gehören auf den Prüfstand
Unternehmen, die rechtzeitig die neuen Zielgruppen in den Blickwinkel nehmen, sind demnach klar im Vorteil. Sie haben laut Winkeljohann „viel eher die Möglichkeit, Innovationen zu planen, Lösungen auszuprobieren und die Märkte zu beobachten. Dies führt zu einer höheren Qualität sowie zu mehr Akzeptanz der neuen Produkte“.
Für den Experten in Sachen demografischer Wandel, Michael Burkhart, Partner bei PwC, steht fest: „Alle Geschäftsmodelle gehören auf den Prüfstand“. In Zukunft werden „nicht nur die Hersteller von Babynahrung“ vom demografischen Wandel betroffen sein, sondern „auch Energieversorger, der Einzelhandel oder Automobilhersteller“. Diese Entwicklung lässt sich heute schon beobachten: Die Altersspanne der sogenannten werberelevanten Zielgruppe hat sich bereits verschoben. Relevant sind heute nicht mehr die14- bis 49-Jährigen, sondern die 20- bis 59-Jährigen.
Unternehmen fehlen klare Konzepte
Eine Möglichkeit, auf den Fachkräftemangel zu reagieren, sehen die Befragten Unternehmen darin, flexiblere Arbeitszeiten sowie familiengerechte Beschäftigungsmodelle anzubieten. Hingegen können sich nur 28 Prozent der Umfrageteilnehmer vorstellen, gezielt Mitarbeiter einzustellen, die älter als 50 Jahre sind. Zwar haben die größeren Unternehmen auch hier einen gewissen Vorteil gegenüber den KMU. Jedoch, so das Fazit der Studie, fehlen auch ihnen klare Konzepte. Grundlegend, so die Studienautoren, fehlen den Unternehmen tragfähige Konzepte, wie sie auf den demografischen Wandel reagieren können. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass der Ruf an die Politik lauter wird. Der Forderungskatalog reicht von der Unterstützung für pflegende Berufstätige (76 Prozent) und berufstätige Eltern (74 Prozent) über die Förderung einer betrieblichen Altersvorsorge (62 Prozent) bis zu Impulsen für flexiblere Arbeitszeitmodelle (61 Prozent).
„Unsere alternde Gesellschaft verändert sich so massiv, dass die Wirtschaft die gewaltigen Herausforderungen nicht alleine bewältigen kann. Genauso wichtig wird es aber sein, dass die Unternehmen den demografischen Wandel ernst nehmen“, sagt Winkeljohann. „Wer sich heute umfassend mit dem demografischen Wandel auseinandersetzt und die kommenden Veränderungen kennt, wird sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen“, ergänzt Michael Burkhart.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer im Herbst 2014 durchgeführten Umfrage unter mehr als 200 Managern jeder Größe und aus verschiedenen Branchen der deutschen Wirtschaft. Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten von PwC.