Rezensiert von: ZUb-Redaktion
Strategie – in vielen Ohren klingt das Wort wie Magie. Oftmals wird Strategie – zumal sie funktioniert – auch als eine Art Kunst hochstilisiert (siehe hierzu das Kapitel 1.9). Dass Strategie – zumal in Unternehmen – weniger mit Zauberei als mit solidem wissenschaftlichen Handwerk zu tun hat – was auch erlernbar ist – zeigt Hans H. Hinterhuber in der mittlerweile neunte Auflage des Standardwerkes „Strategische Unternehmensführung“. Zur Erinnerung: Die erste Auflage wurde 1977 aufgelegt! Damit zählt das Buch zu den ältesten auf dem Markt, welche sich mit dem Thema Unternehmensstrategie auseinandersetzen.
In der neunten Auflage entwickelt Hinterhuber das Modell der strategischen Unternehmensführung zu einem ganzheitlichen Ansatz weiter, in dem marktwirtschaftliche, unternehmerische, politische und gesellschaftliche Dimensionen verbunden werden. Die Erweiterung des in den Augen von Hinterhuber zu eng gefassten Fokus von strategischer Unternehmensführung ist – angesichts von Unternehmenskrisen und des Versagens der Führungskräfte an deren Spitze – dringend geboten. Krisenzeiten – wie wir sie gerade erleben – bieten daher auch die Möglichkeit zur Neuausrichtung. Für die strategische Unternehmensführung postuliert Hinterhuber demgemäß den Kernauftrag der Unternehmensführungslehre neu:
„Der Kernauftrag der strategischen Unternehmensführung ist, zur Erhöhung der Produktivität und Innovationsfähigkeit der Unternehmen beizutragen und durch die nachhaltige Wertsteigerung einen Beitrag zum allgemeinen Wohlstand und sozialen Frieden in der Gesellschaft zu leisten“ (S. 6). Hierfür legt Hinterhuber eine Blaupause vor. Nicht mehr und nicht weniger!
Aufbau
Den Neuanfang dokumentiert auch der neue Aufbau des Bandes. Vormals in zwei Bänden – präsentiert sich die neunte Auflage als ein Gesamtwerk. Die Kapitel aus dem vormaligen Band 1 „Strategisches Denken“ sind weitestgehend unverändert integriert. Die Kapitel, die auf dem früheren Band 2 „Strategisches Handeln“ basieren, sind dagegen neu konzipiert – getragen von dem Ziel, dem Leser die Perspektive der Unternehmensleitung in der strategischen Führung näherzubringen.
Im ersten Abschnitt wird die unternehmerische Perspektive dargestellt: Was ist exzellente Führung und was kann eine gute Corporate Governance bewirken? Ferner wird das bekannte und auch bewährte Gesamtmodell der strategischen Führung vorgestellt.
Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit der Vision – im Sinne eines Wunschbildes. Zwar lassen sich anscheinend viele Unternehmen immer noch von dem alten Kalauer von Helmut Schmidt leiten, dass wenn jemand eine Vision hat, er zum Arzt gehen sollte. Ob diese Unternehmen dann zu den erfolgreichen ihrer Art gehören, sei dahingestellt. Für Hinterhuber gehört ergänzend auch das gesellschaftliche Engagement zu einer guten Unternehmensvision.
Abschnitt drei wiederum lenkt den Blick auf die Unternehmenspolitik, bzw. die „Mission“ oder den konkreten Kernauftrag des Unternehmens.
Erst im Abschnitt vier widmet sich Hinterhuber dem Thema Strategie – wodurch sich umso eindringlicher dokumentiert, dass das Thema Strategie eingebunden sein muss in ein Gesamtkonzept. Konkret werden die Punkte, die bei der Entwicklung der Strategie auf der Ebene der strategischen Geschäftseinheiten zu beachten sind, beleuchtet.
Wie die Geschäftseinheiten in eine gesamte Unternehmensstrategie integriert werden können – Stichwort Portfolio Management– wird wiederum im Abschnitt 5 behandelt.
Akquisition, Zusammenschlüsse und Joint Ventures – wichtige Instrumente des Portfolio-Managements – sind Thema des Abschnittes sechs. Auf die hieraus entstehen komplexen Netzwerke und deren Management wird im Abschnitt sieben eingegangen.
Wie die Unternehmensleitung die Strategie konkret umsetzen kann, wird in den folgenden Kapiteln beleuchtet.
Abschnitt acht betrachtet die aus der Strategie folgenden Aktionspläne und Abschnitt neun wiederum das Bindeglied zwischen Strategie und Aktionsplan: die Organisation. Welche Aufgaben die Unternehmensleitung bei der Umsetzung der Aktionspläne zu erledigen hat, wird im Kapitel zehn näher erläutert.
Das Buch endet mit der Betrachtung der für die eine Gesamtstrategie unerlässlichen Aspekte von Unternehmenskultur und Leadership. Leadership zeigt sich für Hinterhuber dabei in der persönlichen Autorität der Führenden. Konsequenterweise beleuchten die letzten Seiten daher auch das Thema der moralischen Verantwortung der Führungskräfte – auch vor dem Hintergrund des neuen Kernauftrages.
Fazit
Insgesamt zeigt auch die neunte vollständig überarbeitete Auflage des Standardwerkes zum Thema Strategische Unternehmensführung den Wert guten (wissenschaftlichen) Handwerks.
Das Buch besticht durch sein hohes fachliches Niveau, die klare Struktur – geleitet durch die Modellgrafik von Hinterhuber (S.7) – die verständlich zugängliche Sprache und den großen Praxisbezug. Auch wenn das Thema Moral der Führungskräfte sicherlich einen guten Abgang verspricht, wäre ein abschließendes Kapitel, welches die wesentlichen Punkte noch einmal zusammenfasst– auch hinsichtlich der Formulierung eines Gesamtmodells – wünschenswert.
Im Sinne einer nachhaltigen Wertsteigerung – und das nicht nur im monetären Sinne – empfiehlt sich auch die neunte Auflage Studenten, die sich in das Thema einarbeiten, aber auch jedem Unternehmen bzw. dessen Führungskräften und natürlich auch Unternehmensberatern. Unternehmensführung – auch eingebettet in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext – hat nichts mit Magie, sondern mit fundierten Kenntnissen der Materie zu tun. Diese finden sich in diesem Band.
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